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David Gilmour: Luck And Strange (Review)

Artist:

David Gilmour

David Gilmour: Luck And Strange
Album:

Luck And Strange

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Art-Rock, Singer/Songwriter, Progressive-Rock, Folk, Pop, Gitarren-Rock, Blues

Label: Sony Music
Spieldauer: 44:18 / 61:46 (mit zwei CD-Bonustracks)
Erschienen: 06.09.2024
Website: [Link]

Um gleich eine der üblichen Fan-Fragen zu beantworten (und obwohl angesichts des seltsamen Oasis-Comebacks ja Vorsicht geboten ist mit solchen Vorhersagen): Nein, eine Pink-Floyd-Reunion ist weiterhin nicht in Sicht - vermutlich sogar noch weniger als je zuvor. "Es ist langweilig. Es ist vorbei", sagte DAVID GILMOUR auf die Frage des "Rolling Stone" (September-Ausgabe), ob da noch etwas gehen könnte mit dem alten Band-Kollegen (und inzwischen Erzfeind) Roger Waters. "Wie ich schon sagte, verließ er unsere kleine Popgruppe, als ich in meinen Dreißigern war, und nun bin ich ein ziemlich alter Knabe, und die Relevanz ist nicht mehr gegeben. Ich kenne seine Arbeit seitdem nicht wirklich. Ich habe also nichts zu dem Thema zu sagen."


Womit das geklärt wäre - trotz des kurzen Aufflackerns von Pink Floyd mit einem Benefizkonzert vor auch schon wieder fast 15 Jahren. Das mit der fehlenden "Relevanz" der Prog-Rock-Dinos erklärt sich aber auch damit, dass DAVID GILMOUR (78) mit seinem fünften Soloalbum "Luck And Strange" ein sehr eigenes Profil zeigt. Mit anderen Worten: Die neun (inklusive CD-Bonus elf) Stücke dürften auch den meisten Pink-Floyd-Verehrern gefallen - sie bedienen sich aber keineswegs nur sklavisch beim typischen Art-Rock-Bombastsound jener "kleinen Popgruppe", die GILMOUR groß machte.


"Luck And Strange" zeigt wie schon die soliden Vorgänger-Solowerke von DAVID GILMOUR, dass dieser ein ordentlicher, angenehmer, aber nicht herausragender Sänger, ein ziemlich starker Melodienerfinder (die Texte stammen allesamt von seiner Ehefrau Polly Samson) und ein herausragender, ja bahnbrechender Gitarrist ist. Der nach einem kurzen Instrumental-Opener einsetzende Titelsong ist mit knapp sieben Minuten keine Sekunde zu lang, und sofort fasziniert diese herrlich bluesige, klangmalende Gitarre, mit der GILMOUR einst auch viele Pink-Floyd-Klassiker verzierte. Der Closer "Scattered" ist ein langsamer Reggae, in der die Kunst des Gitarren-Solos noch einmal in all ihrer Pracht zu bestaunen ist. 

Dazwischen liegen einige weniger spektakuläre, aber stets wunderschön arrangierte und produzierte Songs von GILMOUR/Samson - und interessanterweise ein Highlight aus fremder Feder: "Between Two Points" (Musik: Mark Trammer; Text: Roger Quigley - hier toll gesungen von Romany Gilmour) stammt ursprünglich von der leider nie wirklich berühmt gewordenen britische Dream-Folkpop-Band The Montgolfier Brothers - dass die nun, beispielsweise über ihren schmalen Katalog bei Bandcamp, wiederentdeckt wird, ist ein Verdienst des immer für Inspirationen offenen Rock-Superstars DAVID GILMOUR.


Überhaupt scheint Folk eine neue stilistische Quelle im Alterswerk des Gitarristen zu sein, darauf deutet beispielsweise auch der Bonus-Track "Yes, I Have Ghosts" (mit markanter Fiddle von John McCusker) hin. Außerdem ist "Luck And Strange" - abgesehen von einer Reihe Studio-Asse wie Steve Gadd oder Guy Pratt - eine Art Familien-Album geworden. Neben Ehefrau Polly als Texterin sind seine Tochter Romany (Gesang, Harfe) und Sohn David (Backing Vocals) dabei. Und noch ein Name fällt auf beim Blick ins reichhaltige Booklet: Richard "Rick" Wright (1943-2008) ist als Keyboarder des in zwei Versionen (darunter einem sehr langen "Original Barn Jam") dargebotenen Titelsongs zu hören.

Und das kam so: Im Januar 2007 trafen sich DAVID GILMOUR und Pink-Floyd-Tastenmann Wright, um einige Song-Ideen auszuprobieren - darunter die für "Luck And Strange". Darauf kam GILMOUR nun zurück - und setzte dem vor 16 Jahren verstorbenen Freund so ein spätes Denkmal. "Der Song entfaltete eine Tiefe, die ich vergessen hatte", sagte der Meistergitarrist dem "Rolling Stone". "Das Spiel darauf ist unverkennbar Richard. Er war ein wahrer, liebenswerter, kreativer Mensch, und solche Leute sind schwer zu finden."

Fünf Monate lang arbeiteten DAVID GILMOUR und seine Musiker in Brighton und London an "Luck And Strange". Das Album wurde von ihm selbst und dem deutlich jüngeren Charlie Andrew produziert, den man für seine Arbeit mit ALT-J und Marika Hackman kennt. "Wir haben Charlie eingeladen, und er hörte sich ein paar Demos an, die er dann ungefähr so kommentierte: 'Muss da wirklich ein Gitarrensolo hin?' oder 'Werden alle Songs ausgefadet? Wie wär’s mit einem richtigen Ende?'", erzählt GILMOUR. "Es ist wunderbar, dass er kaum etwas von meiner Vergangenheit weiß und auch keinen Respekt vor ihr hat. Er ist sehr direkt und erstarrt nicht in Ehrfurcht - das gefällt mir unglaublich gut. Was du am wenigsten brauchen kannst, sind Leute, die dir nach dem Mund reden."


Ein ausgesprochen sympathischer, in vielen Richtungen blickender Musiker, dieser längst legendäre DAVID GILMOUR. Werfen wir also die Pink-Floyd-Sehnsucht getrost über Bord.

FAZIT: Fünf Soloalben von DAVID GILMOUR in gut 45 Jahren - das ist nicht viel. Dazwischen lag aber auch die sehr erfolgreiche mittlere und späte Phase seiner Mega-Band Pink Floyd - und so manche lange Pause ("Ich habe eine nette Familie. Ich habe ein paar schöne grüne Felder, auf denen ich herumlaufen kann."). Was GILMOUR dann aber zwischendurch ohne Superstar-Gehabe abliefert, ist immer hörenswert, bisweilen herausragend. Irgendwo dazwischen liegt nun auch "Luck And Strange", eine Platte mit fabelhafter Gitarrenarbeit, vielen schönen Songs und einem überraschenden Cover-Track.

Werner Herpell (Info) (Review 5091x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Black Cat
  • Luck And Strange
  • The Piper's Call
  • A Single Spark
  • Vita Brevis
  • Between Two Points
  • Dark And Velvet Nights
  • Sings
  • Scattered
  • Yes, I Have Ghosts (CD-Bonustrack)
  • Luck And Strange - Original Barn Jam (CD-Bonustrack)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Isi Huber
gepostet am: 06.10.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Tolle Review zu dem m.E. Besten Solo-Album Gilmours. Ja, es ist AUCH Pink Floyd, aber doch vor allem ein genial alternder Gilmour mit einer perfekten Crew. Liebe dieses Album, dem man jetzt vorwirft, es sei eben kein Konzept-Album. Bin da anderer Meinung, das Älterwerden und auch das Zurückblicken als Konzept sind halt in der per definitionem jungen Rockmusik nicht gängig - für mich Mitsechziger aber höchst wertvoll. Das Album hat viele Trouvaillen, u.a. The Piper‘s Call, Between two points, Scattered und den brillanten Dreivierteltakter Yes I have ghosts. War von On an Island und Rattle eher enttäuscht - hier bin ich hell begeistert!
Isi Huber
gepostet am: 06.10.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Tolle Review zu dem m.E. Besten Solo-Album Gilmours. Ja, es ist AUCH Pink Floyd, aber doch vor allem ein genial alternder Gilmour mit einer perfekten Crew. Liebe dieses Album, dem man jetzt vorwirft, es sei eben kein Konzept-Album. Bin da anderer Meinung, das Älterwerden und auch das Zurückblicken als Konzept sind halt in der per definitionem jungen Rockmusik nicht gängig - für mich Mitsechziger aber höchst wertvoll. Das Album hat viele Trouvaillen, u.a. The Piper‘s Call, Between two points, Scattered und den brillanten Dreivierteltakter Yes I have ghosts. War von On an Island und Rattle eher enttäuscht - hier bin ich hell begeistert!
Isi Huber
gepostet am: 06.10.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Tolle Review zu dem m.E. Besten Solo-Album Gilmours. Ja, es ist AUCH Pink Floyd, aber doch vor allem ein genial alternder Gilmour mit einer perfekten Crew. Liebe dieses Album, dem man jetzt vorwirft, es sei eben kein Konzept-Album. Bin da anderer Meinung, das Älterwerden und auch das Zurückblicken als Konzept sind halt in der per definitionem jungen Rockmusik nicht gängig - für mich Mitsechziger aber höchst wertvoll. Das Album hat viele Trouvaillen, u.a. The Piper‘s Call, Between two points, Scattered und den brillanten Dreivierteltakter Yes I have ghosts. War von On an Island und Rattle eher enttäuscht - hier bin ich hell begeistert!
Isi Huber
gepostet am: 06.10.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Tolle Review zu dem m.E. Besten Solo-Album Gilmours. Ja, es ist AUCH Pink Floyd, aber doch vor allem ein genial alternder Gilmour mit einer perfekten Crew. Liebe dieses Album, dem man jetzt vorwirft, es sei eben kein Konzept-Album. Bin da anderer Meinung, das Älterwerden und auch das Zurückblicken als Konzept sind halt in der per definitionem jungen Rockmusik nicht gängig - für mich Mitsechziger aber höchst wertvoll. Das Album hat viele Trouvaillen, u.a. The Piper‘s Call, Between two points, Scattered und den brillanten Dreivierteltakter Yes I have ghosts. War von On an Island und Rattle eher enttäuscht - hier bin ich hell begeistert!
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